Im April 2008 hat hhamacher die stark stilisierte Gestalt einer archaischen Krieger- oder Wächterfigur mit geradezu piktogrammhaft vereinfachtem Speer als größtenteils eckige Linienzeichnung entwickelt und seitdem in verschiedenen europäischen Städten mit dickem Stift oder Kreide im öffentlichen Raum plaziert.

 

Wie bei jedem Street-Art-Ansatz vollzieht sich hier ein Besitzergreifen von der Stadt, das im Streit steht mit der visuellen Okkupation der Städte durch die kommerziellen Interessen der allgegenwärtigen Reklame.

 

Die ersten Figuren wurden auf großen Gesteinsblöcken angebracht, ein wenig an Petroglyphen erinnernd, so daß das Ephemere der doch nicht sehr haltbaren Zeichnungen nicht nur der starren, verloren-ritterhaften Don-Quixote-Haltung des Kriegers oder Wächters, sondern auch der unbeweglichen, sturen Schwere des Steins gegenübersteht als unverrückbare Behauptung. Bei einer Arbeit scheint der Gesteinsblock gerade aus einem hadesartigen Untergrund aufgefahren zu sein (Valencia 2008).

 

Später erscheint die Gestalt mehr und mehr auf Mauern und dient als unbeweglicher Wachposten einer Grenzziehung im Raum, der einen abgeschirmten Bereich schützt: einen Treppenaufgang (Paris 2008, Bellinzona 2011, Köln 2011.2), eine alte Fabrikhalle (Province de Liège 2011), ein von einer finsteren Betonmauer umgürtetes, stacheldrahtbewehrtes Industrieareal (Köln 2011.3) oder den Raum hinter einem nur als Schatten sichtbaren Metallzaun (Köln 2011.1).

 

Der Krieger oder Wächter ist wehrhaft, aber nicht aggressiv. Er bewahrt seine Haltung an verschiedensten Orten, die er durch diese mitbestimmt, unbeweglich und störrisch wie der berühmte, durch den Aschenregen der Nachwelt erhaltene Wachsoldat von Pompeji.

 

Stefan Waller 2011